Es gibt durchaus unterschiedliche Stile und Herangehensweisen, wenn es um Portraits auf gut besuchten Plätzen geht. Viele haben dann einfach andere Menschen im Hintergrund und gut ist. Ich wünschte ich würde das auch so sehen, aber ich mag es einfach nicht, wenn etwas oder jemand von meinem Paar ablenkt. Am liebsten hab ich es also, dass es so aussieht als wären wir völlig allein auf der Welt!
Natürlich gibt es da hinterher die Möglichkeit alles Störende wegzustempeln oder dann auch mittels Photoshop KI sich das ganze einfach wegzaubern zu lassen.
Wenn es gar nicht anders geht, dann setze ich mich auch gerne etwas länger an ein Bild.
Aber wie sage ich immer so schön? Die Zeit der Bildbearbeitung bezahlt dir keiner und bringt dir auch kein Geld. Wenn vorher ein fester Betrag besprochen wurde, dann ist es egal, ob ich 10 Minuten oder 3 Stunden an einem Bild sitze. Für mich hören sich da 10 Minuten natürlich verlockender an.
Also schaue ich natürlich vor Ort, was ich tun kann, um die Zeit der Nachbearbeitung so kurz wie möglich zu halten. Was kann ich also direkt beeinflussen, um an belebten oder überfüllten Orten weniger rauszustempeln?
1) Der Winkel macht’s
Ich schaue natürlich sofort, ob es andere Winkel gibt (ohne die Lichtsituation zu kompromittieren), die ich nutzen kann. Reicht es, wenn ich mich und das Paar drehe, dass eben nicht der überfüllte Platz zu sehen ist, sondern ggf. nur eine Hauswand? Kann ich einen Schritt zu Seite gehen, einen Nebenschauplatz auswählen, nur ein Schritt weiter laufen – und schon habe ich das Problem nicht?
Bei diesem Beispiel waren wir in Paris vor dem Louvre. VOR der Pyramide stapelten sich alle Menschen, denn dort ist auch der Eingang. Sehr wenige jedoch laufen tatsächlich den ganzen Platz bis nach hinten durch. Dort hatten wir dann einfach eine riesige freie Fläche nur für uns.
2) Die richtige Zeit abpassen
Manchmal ist es einfach ein kleines Wartespiel. Genau auf dem gleichen Platz wollte ich natürlich auch mal die Glaspyramide im Hintergrund haben. Zack, plötzlich gab es genau diesen einen Moment. Nur eine einzige Person war im Hintergrund zu sehen – die stempel ich gerne weg, vor allem, weil ich wusste, dass das relativ unkompliziert wird. Und schon haben wir die Glaspyramide ohne Menschen:
Oder es ist einfach auch die Uhrzeit. Für meine Sessions in Venedig sage ich immer: wir starten um 7 Uhr! Ja, natürlich ist das mega früh – aber das ist auch die einzige Uhrzeit, bei der die Touristen einfach noch schlafen und nur ein paar Venezianer auf dem Weg zur Arbeit sind. Und schon hat man den Markusplatz ganz für sich alleine:
3) Body Blocking
Wenn es sich nicht gerade um Massen an Menschen handelt, sondern vielleicht einen einzelnen Spaziergänger, dann nutze ich gerne Body Blocking. Das bedeutet nichts anderes, als das ich mit meinem Paar den Hintergrund verdecke. Geht auch für unschöne Mülleimer und Co. Hier schaue ich einfach (und bewege mich entsprechend), dass mein Paar den unerwünschten Teil einfach verdeckt und schon muss ich selbst nichts stempeln. So wie hier bei den Kirschblüten:
Natürlich kann man auch einfach sagen: Gut, jetzt mache ich mal kein Ganzkörperportrait, sondern gehe richtig nah ran und lass dann auch das Bokeh für mich arbeiten. Beim Portrait rechts war es eine Kombination aus Winkel (der Weg ist nicht im Hintergrund, sondern die Bäume mit Wiese) und Offenblende beim 85mm.
4) Wenn nichts geht, dann eben Photoshop
Einmal in Paris waren wir an einer bekannten Straße mit Blick zum Eiffelturm. Natürlich hat das Model verschiedene Posen eingenommen und mir war schon Angst und Bange, da jedes Mal die Menschen zu entfernen. Ich hab das dann aber anders gemacht und zwar habe ich mir bei EINEM Bild die Zeit genommen (das war noch vor der KI Zeit, also alles händisch). Und dann habe ich es genau andersrum gemacht und nur noch das Model in den bereinigten Hintergrund eingefügt haha so rum war es dann doch leichter.
Jetzt weißt du, wie ich bei überfüllten Plätzen vorgehe: Abwarten & Tee trinken, neue Winkel suchen, Body Blocking nutzen und zur Not so wenig wie möglich hinterher bereinigen. Wichtig ist niemals die Menschen um dich herum anzupflaumen, höchstens nett zu fragen ob sie vielleicht aus dem Bild gehen könnten. Auch Touristen haben ein Recht dort zu sein 😉