Let’s talk about lenses! Wenn viele denken, dass gute Bilder durch gute Kameras entstehen liegen sie meist an 2 Punkten daneben:
- Gute Bilder entstehen immer durch den Fotografen an sich, die Kamera ist dabei nur ein Werkzeug (und das auch nur zu einem Drittel, neben der Bearbeitung und…)
- gute Bilder hängen auch von der Qualität der Linse also des Objektives ab!
Deshalb sind Objektive ab einer bestimmten Qualität meist sogar teurer als die eigentliche Kamera. Im heutigen Beitrag will ich dir eine Übersicht über die Objektive am Markt geben und vor allem, wann man welches Objektiv nutzt!
Was für Arten von Objektiven gibt es?
Objektive kann man in 7 verschiedene Kategorien unterteilen:
- Festbrennweiten
- Zoom Objektive
- Weitwinkel
- Tele
- Fischauge
- Makro Objektive
- Tilt-Shift-Objektive
Jedes Objektiv hat dabei seine Daseinsberechtigung und sie unterscheiden sich meist in zwei Eigenschaften: Brennweite und Blende. Das sind die 2 Zahlen, die neben dem Objektiv Hersteller immer genannt werden.
Namen von Objektiven entschlüsselt
Ganz oft wirst du hören „Kauf dir ein 50mm, am besten 1.4!“ und weißt erstmal nicht, was das eigentlich heißen soll. Hier will ich also kurz aufschlüsseln, was damit gemeint ist:
50mm = Brennweite
1.4 = Niedrigster Wert, den die Blende einnehmen kann
Die meisten Objektive haben dann noch andere Bezeichnungen, bei Canon ist das beispielsweise noch EF/RF oder USM und L. Das sind weitere Spezifikationen, die das Objektiv betreffen. EF Objektive können an Kameras angeschlossen werden, die ein EF Gewinde haben, das sind meist Spiegelreflexkameras. Die RF Objektive passen dagegen nur an spiegellose Kameras. Die L Objektive von Canon zeichnen sich durch einen roten Ring am Objektiv aus, meist deutet das auf besonders gute Qualität bei der Linse hin. USM steht für Ultrasonic Motordrive und bedeutet, dass der Autofokus des Objektivs besonders leise und schnell ist.
Spreche ich also von dem „Canon EF 70-200mm f/2.8 L IS ii USM“ heißt das aufgeschlüsselt: Ein Objektiv mit einer Brennweite von 70-200mm wobei die Blende durchgehend auf 2.8 gestellt werden kann. Es ist ein Profi Objektiv aus der L-Reihe und besitzt einen Bildstabilisator (IS = image stabilization). Es ist die 2. Version des Objektivs (ii) und hat einen leisten Autofokus (USM).
Da ich nur mit Canon fotografiere, kenne ich die Bezeichnungen natürlich am Besten. Aber Nikon, Sony & Co sind da ähnlich aufgestellt und am Ende interessiert einen ja dann doch nur die Brennweite und die geringste Blende!
Brennweite
Gehen wir noch ein bisschen mehr auf die Brennweite ein, denn diese ist ausschlaggebend für deinen Bildlook! Die Brennweite zeigt dir an, wie viel vom Motiv du auf dein Bild bekommst. Das menschliche Auge hat ungefähr eine Brennweite von 20mm, manche Quellen sagen auch 50mm. Ich habe früher gelernt es sind 35mm… im Endeffekt bedeutet das: Alles, was du mit 20-50mm aufnimmst wird dem entsprechen, was die meisten Menschen sehen können und daher sehr „Natürlich“ aussehen.
Viele Fotografen schwören daher auf ein 35mm Objektiv, da es sehr „dokumentarisch“ wirkt und man viel auf das Bild raufbekommt. Hat das Objektiv nur eine Zahl als Brennweite, handelt es sich um eine sogenannte Festbrennweite. Das heißt genauso wie unser Auge, kann das Objektiv nicht zoomen und du musst selber als Fotograf näher an dein Motiv herangehen oder dich weiter entfernen, um dein Motiv entsprechend festzuhalten.
Die Brennweite hat also etwas mit dem Motiv-Ausschnitt zutun. Je niedriger die Zahl, desto mehr bekommst du auf ein Bild. Je höher die Zahl desto näher bringst du dein Motiv heran.
Hat das Objektiv eine Von-Bis Angabe, also 70-200mm bedeutet das, dass es sich um ein Zoom Objektiv handelt. Hierbei unterscheidet man zwischen Weitwinkel-Objektiven, Telezoom-Objektiven und Fischaugen (die sind wiederum besondere Weitwinkel Objektive). Wann man welches Objektiv nutzt, verrate ich dir weiter unten.
Zusätzlich hängt es noch von der Kamera ab, ob dein 50mm Objektiv wirklich 50mm entspricht. Bei einer Vollformat Kamera ist das der Fall. Die meisten Einsteiger Kameras haben jedoch Crop-Sensoren und die Brennweite muss entsprechend multipliziert werden. Das ist jetzt schon ziemlich technisch und ehrlicherweise interessiert mich sowas auch immer noch nicht, weil es mir reineweg um den Look geht. Du kannst immer in ein Fotogeschäft gehen und Objektive direkt an deiner Kamera testen und siehst daher dann auch, welchen Ausschnitt ein Objektiv dir geben kann.
Blende
Die Blende ist die zweite wichtige Angabe eines Objektivs. Durch die Blende legen wir fest, wie viel Licht auf den Sensor fällt. Lassen wir viel Licht durch, verringern wir die Blende. Lassen wir wenig Licht durch, vergrößern wir sie. Je größer die Blendenzahl ist, desto weniger Tiefenschärfe wird dein Bild enthalten; d.h. Vordergrund und Hintergrund sind fast gleich scharf und dein Motiv wird sich nicht wirklich abheben.
Je kleiner die Blendenzahl, desto größer ist die Tiefenschärfe. Der Hintergrund wird verschwommen sein, der Vordergrund bzw. dein Motiv scharf. Es kann sein, dass man dann manchmal mit dem Fokus daneben haut, weil der Punkt so gering ist. Jede Kamera hat meistens eine „Wohlfühlblende“ – d.h. auch wenn dein Objektiv bis auf f/1.4 heruntergehen kann, findet die Kamera f/4.0 eigentlich viel besser.
Bei teuren Zoom Objektiven hat man eine sogenannte durchgängige Blende, ich nehme hier einfach nochmal das 70-200mm f/2.8 als Beispiel. Das bedeutet egal in welcher Brennweite ich mich befinde: 70 oder 200 oder alles dazwischen, meine Blende kann ich auf f/2.8 herunter stellen.
Hat das Zoom Objektiv bspw. die Angabe f/4.0 – 5.6 bedeutet das, dass man bei 70mm auf f/4.0 heruntergehen kann, aber bei 200mm maximal auf f/5.6. Und wie oben beschrieben: Je höher die Zahl, desto weniger Tiefenschärfe.
Übrigens: fotografiert man in der niedrigsten Blendenzahl, spricht man gerne auch von Offenblende, da hier der Bereich vom Sensor so offen wie möglich gelassen und nicht geschlossen wird.
Exkurs zum Thema „Bokeh“
In Fotografie-Kreisen wird immer gern vom schönen Bokeh gesprochen oder eben von der Tiefenschärfe. Damit ist gemeint, wie sehr der Hintergrund quasi verschwimmt und das Motiv freistellt. Gerade bei gesprenkelten Licht, welches durch Bäume kommt, sieht man schön wie man plötzlich nicht mehr die einzelnen Äste sieht, sondern eher kleine Kreise.
Bei hoher Kompression kann so ein Bokeh auch eher mal verschwimmen und ineinander fließen, wenn du das 50mm mit einem 20mm Bild mit Offenblende vergleichst, wirst du das deutlich sehen.
Ein witziger Effekt (gerade an Weihnachten) ist es auch, eine Schablone vor das Objektiv zu legen. Denn wenn das Bokeh normalerweise aus Kreisen oder Ovalen besteht, kannst du so die Form ändern – bspw. in Sterne oder Tannenbäume.
Passt dein Objektiv auf deine Kamera?
Du kannst nicht einfach irgendein Objektiv kaufen, denn jedes Objektiv hat einen eigenen Anschluss, das sogenannte Objektivbajonett oder auch Mount. In der Beschreibung des Objektivs steht immer mit dabei, für welche Kameratypen es geeignet ist. Meist gibt es vom Kamera Hersteller Objektive, aber auch Dritt-Anbieter wie Sigma oder Tamrom bieten Objektive an. Hier muss man um so mehr schauen, dass man das richtige Bajonett kauft und man das Objektiv auch wirklich verwenden kann.
Wann nutzt man welches Objektiv?
Kommen wir zurück zu den Objektiv-Kategorien, denn hier wird nochmal deutlich, wann man welches Objektiv eigentlich nutzt!
Brennweite | Kategorie | Anwendungsbereich |
---|---|---|
8 – 24mm | Fischauge | Kreative Super Panoramen, die sich an den Kanten verformen |
24 – 35mm | Weitwinkel | Landschaften, enge Innenräume |
35mm, 50mm, 85mm, etc. | Festbrennweite | Portraits, Hochzeiten, Reportagen |
55 – 200mm | Zoom | Portraits, Hochzeiten, Tiere |
50 – 200mm | Makro | Detailaufnahmen, Tiere, Schmuck |
100 – 600mm | Tele | Sport, Tiere, Sternenhimmel |
17 – 90mm | Tilt-Shift | Besonderheit, Architektur, Landschaften |
Man könnte natürlich denken, man belässt es beim Kit-Objektiv, welches meistens bei einer Einstiegskamera schon dabei ist, aber es gibt einen Grund warum diese zu den günstigsten Objektiven gehören. Meist ist die niedrigste Blendenzahl nicht besonders gut – also f/4.0 oder f/5.6 und auch der Autofokus ist langsam.
Warum sollte man sich jetzt eigentlich überhaupt für Festbrennweiten entscheiden, wenn doch ein Zoom Objektiv alles abdeckt, was man fotografieren wollen würde? Ganz einfach weil Festbrennweiten meist eine niedrigere Blendenzahl zulassen und vor allem lichtstärker sind – bedeutet auch bei weniger Licht funktioniert der Autofokus gut und man muss seine ISO-Zahl nicht sofort hochschrauben.
Sie sind außerdem leichter, was man auch nicht ignorieren sollte – besonders, wenn man für 8 oder mehr Stunden eine Hochzeit begleitet. Ich habe einmal für 8+ Stunden eine Konferenz begleitet und hatte da mein 70-200mm immer drauf, da ich so in der hinteren Reihe stehen konnte und trotzdem den Redner dicht heranholen konnte. Das Objektiv wiegt allerdings stolze 1,2kg ohne die Kamera… also habe ich es immer wieder auf meinem Arm abgelegt, damit mein Hals nicht zu viel tragen muss. Das Ergebnis war dann ein schöner blauer Fleck an genau dieser Stelle am Arm am nächsten Tag ?
Mit den neuen RF-Objektiven hat Canon bspw. nun aber einen großen Schritt Richtung Verbesserung von Zoom-Objektiven getan. Besonders das 24-70mm ist nun fast so scharf, schnell & lichtstark wie zuvor die 50mm Festbrennweite. Der Vorteil an Zoom-Objektiven liegt da natürlich auf der Hand: Man braucht nicht 3 verschiedene Objektive um 3 verschiedene Szenarien abzudecken, sondern hat eines immer drauf. Und wie wir nun gelernt haben deckt die Brennweite 24-70mm auch ziemlich viel ab! Gerade als Hochzeitsfotograf kannst du damit in kleinen Innenräumen (Getting Ready oder Standesamt) sowie auch Portraits fotografieren!
Pro und Contra von Festbrennweite vs Zoom
Festbrennweite
Pro
- Leicht
- Scharf
- Lichtstark
Contra
- Man braucht mehrere Objektive für diverse Szenarien
- Man muss selbst laufen, um den Bildausschnitt zu bestimmen
Zoom Objektiv
Pro
- Man kann an einer Position verharren
- Kompression erlaubt schönes freistellen
Contra
- Schwer
- Nicht immer lichtstark
- Geringste Blendenzahl ggf. nicht niedrig genug
Die besonderen Objektive
Direkt am Anfang habe ich ja noch mehrere „besondere“ Objektive genannt, z.B. Fischauge, Makro & Tilt-Shift sowie auch Tele-Objektive. Diese sind meist für sehr kreative Dinge zuständig.
Fischauge
Bilder, die mit einem Fischauge aufgenommen werden, sehen so aus als würde man durch ein… Fischauge gucken. Die Ecken sind stark abgerundet und alles ist verzerrt. Das kann in Innenräumen ganz interessant wirken, z.B. in großen Kirchen, weil so die ganze Weite erfasst werden kann. Sind Menschen darauf ist das ganze aber ziemlich verzerrend und wirkt gerade mal als Spaß-Motiv.
Makro
Makro Objektive sind dafür da wirklich ganz nah an das Motiv heranzukommen. Das eignet sich besonders bei Ringen und deren Steine, wenn man das für die Hochzeitsreportage festhalten will. Es ist kein Must Have Objektiv, aber kann deinen Stil aufwerten. Manche nutzen Makro Objektive auch für interessante Portraits – hier geht es um die Kompression (dazu später).
Tilt-Shift
Diese Objektive haben einen ziemlich lustigen Effekt. Hier kann man durch Drehen & Neigen den Fokuspunkt an ganz interessante Ecken setzen und alles wie eine Miniatur-Landschaft aussehen lassen. Viele Architekturfotografen nutzen so ein Objektiv, da z.B. gerade hohe Gebäude gerne mal zur Seite „fallen“, wenn sie mit einem normalen Objektiv aufgenommen wurden. Um das zu vermeiden, kann man Tilt-Shift Objektive nutzen.
Tele
Ich nehme die Tele-Objektive mal als Besonderheit auf – im Endeffekt gibt es diese als Zoom & Festbrennweite und es geht hier einfach nur, um die hohe Brennweite, die man haben kann. Viele Sportfotografen nutzen Tele-Objektive (oder Paparazzi) oder auch solche, die gerne den Mond etc. fotografieren. Ein richtig krasses Tele ist für Hochzeiten meist nicht nötig, ich selbst habe noch nie gedacht „Oh jetzt näher als 200mm, das wär’s!“ Da bewege ich mich dann lieber selber physisch näher an mein Motiv heran!
Was bedeutet Kompression?
Wahrscheinlich erkläre ich das jetzt nicht technisch genug, aber darum geht es mir auch nicht. Also, was hat es mit der Kompression auf sich, von der ich schon oft geschrieben habe? Je höher deine Brennweite, desto mehr Kompression hast du. Der Effekt ist, dass du dein fokussiertes Motiv „näher“ heranholst und es vor allem mehr vom Hintergrund abheben lässt.
Ich nutze daher manchmal ganz absichtlich mein 70-200mm und drehe es auf 200mm, um die Kompression für mich arbeiten zu lassen, obwohl es mir vielleicht nicht um den Zoom geht. Hier habe ich ein Beispiel von einer Kirschblüten-Session aus einem sehr kalten Frühling, in dem alle Blüten am Baum erfroren sind. Ein einzelner Baum hatte es, geschützt durch seine Umgebung aber noch zu ein paar Blüten geschafft. Um jetzt also es aussehen zu lassen, als wäre der Hintergrund voll mit Kirschblüten nutze ich die 200mm Brennweite.
Hier „ziehe“ ich den Hintergrund näher und stelle außerdem mein Motiv (das Pärchen) mehr vom Hintergrund frei. Jetzt kommt noch die Offenblende dazu (oder in meinem Fall f/4.0, weil die 5D Mark IV damit am besten klar kommt) und schwupps habe ich ein tolles Bokeh und eine schöne Kompression.
Welches Objektiv brauche ich also für den Einstieg?
Wie ganz oben geschrieben: Das 50mm f/1.8 oder f/1.4 (je geringer die Blende, desto teurer) ist ein absolutes „Immer drauf“-Objektiv für Einsteiger. Mit dem kannst du absolut nichts falsch machen! Das Objektiv deckt richtig viele Anwendungsbereiche ab und ist dabei leicht, schnell, scharf und lichtstark.
Willst du im Bereich Hochzeiten weiter fotografieren empfehle ich erst ein Weitwinkel – für Innenräume und Gruppenbilder und danach ein Zoom Objektiv. Für Kirchen und ein bisschen Paparazzi spielen bei den Feiern.
Dann kannst du dir gerne für Portrait-spezifischere Zwecke noch ein 85mm Objektiv holen, das hat eine schöne Kompression und ist dabei noch leicht. Und wenn du mehr Detailverliebt bist ein Makro-Objektiv.
Was du – wahrscheinlich – nicht brauchen wirst ist ein Fischauge, Tilt-Shift oder Super Tele. Das kommt natürlich voll auf deinen Stil drauf an, aber ich persönlich werde diese Objektive wahrscheinlich nicht einsetzen.
Geschafft! Du hast bis hierhin durchgehalten und ich hoffe du bist jetzt auf jeden Fall schlauer, was das Thema Objektive betrifft und weißt auch viel besser, was die Zahlen & Buchstaben darauf bedeuten und welches Objektiv welchen Effekt hat!