Was tun, wenn meine Kunden nach RAW Fotos fragen?

Immer mal wieder kommt es vor, dass man als Fotograf die Frage bekommt: Kann ich alle unbearbeiteten Bilder als RAW haben? Uff… schwierig und das aus so vielen Gründen. Fangen wir von vorne an:

Triff eine Entscheidung

Als erstes solltest du für dich die Entscheidung treffen: Möchtest du grundsätzlich unbearbeitete RAW Bilder rausgeben? Ja oder nein? Alleine, wenn du diese Entscheidung getroffen hast, wird die die Antwort auf die Frage „Kann ich alle Bilder haben, auch unbearbeitet?“ sehr viel leichter fallen.

Ich gebe bspw. nie unbearbeitete RAW Bilder heraus… außer…! Ja, ich habe für mich Ausnahmen festgelegt. Zum Beispiel wenn ich eine Portrait Session mit einer anderen Fotografin mache und wir jeweils unsere Bilder in unserem Stil bearbeiten wollen. Dann gebe ich RAW Bilder heraus. Ich gebe sie nicht heraus, wenn es heißt „Der Bräutigam fotografiert als Hobby auch ganz gerne und nutzt Photoshop.“, nope sorry.

Du kannst natürlich auch sagen: Nein, nie… außer man zahlt mir pro Bild 500€ oder 2000€. Das ist total legitim – aber die Entscheidung ob und wann und wie, solltest du einfach vorab treffen.

Schreib es in deinen Vertrag

Egal wie du dich entscheidest, du solltest es auf jeden Fall in deinen Vertrag mit aufnehmen. So hast du auf jeden Fall eine gute Grundlage auf die du zur Not verweisen kannst.

Aber: Ich bin kein Fan davon direkt mit Vertragsparagraphen umherzuwedeln und den Leuten unter die Nase zu reiben. Das gibt immer ein schlechtes Gefühl…

Wie kann man also auf die Frage antworten, sodass es noch positiv bleibt?

Ich habe mich einfach entschieden einen Blogbeitrag zu schreiben, wo ich auf genau die Frage eingehe und wieso meine Kunden niemals ein unbearbeitetes RAW Bild von mir erhalten werden.

Diesen Blogbeitrag habe ich dann nochmal in der FAQ Section auf meiner Website verlinkt mit einem knackigen Satz dazu. So können sich meine Kunden entweder selber darüber informieren oder ich kann ihnen einfach den Link zum Blogbeitrag schicken, anstatt mich in Diskussionen zu verwickeln.

Durch den Verweis auf den Blogbeitrag bin ich nämlich distanzierter und kann das ganze ganz positiv verpacken:

„Nein, ich gebe keine RAW Bilder heraus, schau mal hier auf meinem Blog habe ich mal ausführlich beschrieben warum: <Link>“

Frag dich: Woher kommt die Frage?

Im ersten Moment sind viele Fotografen über die Frage verärgert. Aber halte mal kurz inne und frag dich: warum wurde diese Frage gestellt? Was steckt eigentlich dahinter?

Oft ist es nämlich eine gewisse Angst: Was ist, wenn der Fotograf schöne Momente wegschmeißt? Oder einfach der Wunsch wirklich ALLES von einer Session oder der Hochzeit zu sehen; einfach weil man so aufgeregt ist.

Wenn man sich das mal kurz vor Augen gehalten hat, kann man auch viel leichter darauf reagieren und bspw. etwas sagen wie:

„Oh Gott ja, ich verstehe total, dass ihr vielleicht Angst habt, dass es bestimmte Momente nicht in die Online Galerie schaffen, aber keine Sorge! Ihr werdet 100% alle Bilder bekommen, die die Geschichte eures Tages erzählen! Wenn ich sage, dass ich eine Auswahl treffe, bedeutet es meist, dass ich die Bilder aussortiere, die nichts geworden sind: z.B. verwackelt, oder einer guckt schief oder man hat doch nur Rücken und Hinterköpfe drauf… auch mach ich oft mehrere Bilder vom gleichen Moment und suche mir dann das beste Bild davon aus! Die Auswahl ist ein Service für euch, damit ihr euch nicht durchquälen müsst, sondern euren Tag in den allerschönsten Momenten wieder neu erleben könnt!“

Frau im imposanten Tüllkleid steht vor einer Flügeltür, die zu einem Treppenhaus führt. Um sie herum sind viele Blumen.

Unbearbeitete RAW

Bearbeitetes Endergebnis
Das ist Teil der Kunst, die man als Kunde mitkauft.

Frau im imposanten Tüllkleid steht vor einer Flügeltür, die zu einem Treppenhaus führt. Um sie herum sind viele Blumen.

Welche Argumente du auflisten kannst, wenn die Frage kommt

Wenn ich von meinem Blogbeitrag erzähle, wollen viele ihn direkt lesen und ggf. auch kopieren (oder schicken ihn auch einfach direkt an ihre Paare / Kunden, was ich sehr witzig finde). Hier liste ich die Argumente auf, damit du sie auch direkt nutzen kannst:

Verweise direkt darauf, dass die Frage nur noch selten vorkommt

Direkt im ersten Absatz schreibe ich, dass mich das schon lange kein Kunde mehr gefragt hat – das stimmt für mich vielleicht, ist aber eigentlich auch total egal. Hier geht es einfach darum aufzuzeigen, dass der Kunde mit der Frage in einer Minderheit ist. Und Menschen hassen es nicht zur breiten Masse dazuzugehören.

Das Format

Ich erkläre dann, dass ein „unbearbeitetes“ Foto in einem speziellem RAW (= roh) Format ausgeliefert wird und die meisten Programme gar nicht in der Lage sind, dieses Foto überhaupt ordentlich darzustellen. Mit professioneller Software kann man sich das Foto überhaupt erst anzeigen lassen.

Der Unterschied zwischen JPG vs RAW

Ich erkläre kann, dass bei einem Handyfoto die Kamera mitdenkt und verschiedene Parameter von alleine einstellt. Wir Fotografen hassen das aber, denn wir wollen selbst bestimmen können, wie ein Bild hinterher aussehen soll. Deshalb nutzen wir dieses rohe RAW Format, weil sich darin mehr Informationen speichern lassen und wir hinterher mehr Spielraum in der Bearbeitung haben.

Flach & Leblos

Und weil eben die Kamera nicht mitdenkt und wir alles manuell einstellen, ist das Bild was als erstes rauskommt eher… meh. Denn die eigentliche Arbeit erfolgt dann im nächsten Schritt. Es muss also ZWINGEND eine Form der Bildbearbeitung stattfinden. Daher sind „unbearbeitete“ Bilder eh ein Mythos.

Die Dateigröße

Manchmal kann man auch noch mit der Dateigröße argumentieren, dass RAW Bilder ja auch einfach viel mehr Speicherplatz beanspruchen als ein *.jpg und es daher nicht sinnvoll ist dem Kunden das zuzumuten… gerade wenn man die Bilder via Online Galerie übergibt; wie lange soll der Upload und Download denn dauern?

Das Argument: Kunst

Und zum Schluss hole ich mein wichtigstes Argument hervor. Denn Fotos sind nicht gleich Fotos. Was man sich eigentlich bei einem Fotoshooting bucht ist ja auch die Kunst. Und das Erlebnis drumrum. Denn es ist einmal die Kunst in dem Moment eingefangen zu werden und dann natürlich auch der individuelle Stil eines jeden Fotografen. Das was es hinterher eben auch ausmacht!

„Jeder Fotograf ist ja nicht nur Techniker, sondern eben auch Künstler mit bestimmten Vorstellungen und einem Stil.“

Man bezahlt eben auch für das Endprodukt und nicht nur für den Zwischenschritt. Das ist, wie wenn man bei einem Konditor eine Torte bestellt und dann einen Sack Mehl, Eier, Lebensmittelfarbe und Puderzucker, aber nicht mal ein Rührgerät oder die Anleitung mitbekommt. Damit lässt sich einfach nichts anfangen.

Wenn gar nichts mehr hilft

Als erstes könntest du gezielt nachfragen: „Warum möchtet ihr die RAW Bilder haben?“ – vielleicht haben sie auch einfach etwas verwechselt oder meinten was ganz anderes. Ein Brautpaar wollte z.B. einfach nur eine hochauflösende TIFF Datei, weil ihr Druckdienstleister für ein Plakat, welches sie auf der Hochzeit aufstellen wollte, ihnen das so gesagt hat. Nach einem kurzen googeln lasen sie etwas von wegen TIFF = RAW und so kam die Frage zustande.

Wenn wirklich nichts mehr hilft, kannst du auf deinen Vertrag hinweisen. Entweder sie unterschreiben ihn dann nicht und buchen dich auch entsprechend nicht oder sie haben ihn bereits unterschrieben und müssen mit der Konsequenz leben.


Ich hoffe der Beitrag war hilfreich für dich! Ich empfehle dir auf deiner Website entweder einen FAQ Bereich einzuführen oder einen spezifischen Blogbeitrag zu schreiben, auf den du dann einfach verweisen kannst!

Was tun, wenn meine Kunden nach unbearbeiteten RAW Bildern fragen?

xoxo

miriam

Miriam Kaulbarsch

hey there!

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