Ganz ehrlich, als ich 2011 angefangen hatte zu fotografieren, gab es natürlich auch schon das Internet. Und natürlich hab ich dort auch erstmal recherchiert, wie man nun so richtig fotografiert. Das, was mir damals fast aus den Ohren wieder rausgelaufen ist, war der Spruch:
Und ich dachte nur: „No shit, Sherlock, aber was IST denn das richtige Licht?“ und genau deswegen schreibe ich heute diesen Beitrag, damit du auch einfach das richtige Licht finden kannst.
Licht ist nicht gleich Licht
Ja, der Einstieg wird erstmal wenig hilfreich sein, aber ich verspreche dir, ich komme noch zum hilfreichen Teil! Also: Licht ist nicht gleich Licht, denn jedem Fotografen ist einfach etwas anderes wichtig. Das Licht muss zu DIR und DEINEM Stil passen und du musst es immer wieder reproduzieren können. Du kannst für dich also eigene Regeln aufstellen und dich an diese halten – vor allem, wenn dir Konsistenz im Bildlook (Sprich: Dein Stil!) wichtig ist!
Was ich hier mit dir teile sind MEINE Regeln, um den Fine Art Stil zu bekommen, für den ich gebucht werde, für den ich bekannt bin und den ich gerne in meinen Bildern hätte. Was ich bspw. nie brauche ist: Sonnenuntergang / Golden Hour… ich KANN damit umgehen, aber es ist sehr selten, dass ein Hochzeitstag oder eine Fotosession in Berlin mit einer Golden Hour gesegnet ist. Daher muss ich eher mit dem arbeiten, was mir grundsätzlich zur Verfügung steht: Bewölkte Tage 😉 Und die will ich eben trotzdem so erstrahlen lassen, als hätten wir durchgehend perfekten Sonnenschein.
Mein #1 Ratschlag für das richtige Licht gliedert sich tatsächlich in 3 Punkte:
1) Gleichmässiges Licht – Motiv
Meine erste Regel ist, dass das Licht gleichmäßig sein muss und zwar von oben bis unten. Ich will überall das gleiche Licht haben und nirgendwo Sonnenflecken oder dunkle Schatten. Es muss so aussehen, als würde mein Paar von einer riesigen, sanften Softbox angestrahlt.
Offener Schatten
Am meisten hilft mir da das Prinzip des offenen Schattens: Das sind die Gegenden, in denen man im Schatten steht, aber zum Himmel hin freien Blick hat. Darauf achte ich wirklich besonders, wenn ich draußen unterwegs bin. Egal ob in Parks, Wäldern oder in der Stadt. Wenn mein Paar nach vorne-oben schaut, müssen sie den freien Himmel sehen können.
Gesprenkeltes Licht
Diese Regel geht Hand in Hand mit mit dem gleichmäßigen Licht: Dadurch, dass ich keine Sonnenflecken bzw. Schatten auf meinem Paar haben will, achte ich natürlich darauf sie nicht in gesprenkeltes Licht zu stellen. Beispielsweise wenn das Licht durch die Bäume kommt und so ganz ungleichmäßig auf meinem Motiv landet. Ich würde mich dann IMMER so stellen, dass das Licht von hinten kommt und so eben auch mein Paar von vorne gleichmäßig ausgeleuchtet ist.
2) Gleichmässiges Licht – Vordergrund und Hintergrund
Das gleichmäßige Licht möchte ich auch im Vordergrund und Hintergrund haben. Sprich: Ich möchte nicht, dass mein Paar total in der Sonne steht und direkt dahinter ein Baum alles dunkel abblendet. Oder andersrum: Dass ich mein Paar zwar in den Schatten stelle, aber genau dahinter ein riesiges Sonnenareal ist. Das macht die Bildbearbeitung für mich hinterher einfach nur schwer, weil ich genau diese zwei Belichtungen angleichen muss. Also achte ich lieber von vornerein darauf, wo ich mein Paar positioniere.
3) Sonne vs Wolken aka Umgebungslicht
Für Sonne und Wolken habe ich eine einfach Regel: Ist Sonne vorhanden, positioniere ich sie immer HINTER meinem Paar. Ist es bewölkt, drehe ich den Spieß um. Ich drehe mich dann im Kreis und schau auf meine Hand, wenn ich merke, dass die Schatten und Linien meiner Hand weicher werden, lasse ich mein Paar dorthin schauen. Man kann auch einfach das Paar nehmen und im Kreis drehen und genau drauf achten, wann die Augenhöhlen dunkler werden (dann ist die Sonne hinter den Wolken HINTER dem Model) und wann sie heller werden (dann schaut das Model quasi in die Sonne).
Egal ob bei Wolken oder Starksonne, ich mache mir außerdem das Umgebungslicht zu nutze. Klar, die Hauptlichtquelle ist die Sonne – aber gerade wenn man tagsüber fotografiert, kommt das Licht ja nicht 100% aus einer Richtung, sondern umgibt uns auch.
Hier achte ich auch wieder darauf, dass zum Himmel hin alles frei ist, sodass wir richtig viel Umgebungslicht abbekommen. Bei starker Sonne achte ich auch auf den Untergrund: Ist dieser hell genug, um mir Licht wieder zurückzureflektieren? Welche Farbe hat der Boden? Grünes, kurz geschnittenes Gras? Das wird mir auch grün wieder zurückreflektieren! Also eher auf den sandigen Weg stellen.
Bei starken Wolken schaue ich, dass mir so wenig Licht von der Umgebung weggenommen wird und dass diese wieder so hell wie möglich ist, um das wenige Licht zu multiplizieren. Zur aller größten Not, arbeite ich noch mit Reflektoren.
Das ist also mein #1-Ratschlag
Stelle dir selber Regeln auf, welches Licht du am besten findest und arbeite immer nach den gleichen Prinzipien. Deine Bildbearbeitungszeit wird sich verschnellern und dein Stil wird immer einheitlicher werden! Und das wiederum bedeutet: weniger Zeit vor dem PC vergeuden und mehr Geld für weniger Arbeit einnehmen – und mehr Geld verlangen können, dadurch, dass du deine Ergebnisse quasi auf Knopfdruck produzieren kannst und sich Kunden auf dich verlassen können!