Wir kennen alle die Bilder im wunderschönen Gegenlicht, die unsere Models einrahmen und sie so richtig erstrahlen lassen. Ein Goldkranz ist um die Silhouette gewebt und man spürt schon beim Betrachten der Bilder die Wärme und muss fast blinzeln, als würde man in der Sekunde selbst gegen das Sonnenlicht schauen.
Bilder im Gegenlicht können wunderschön sein – sie können dich aber auch extrem frustrieren. Weil dir vorher nie klar ist, warum manche Bilder so richtig gut aussehen und alles funktioniert und warum du manchmal ewig am Computer an der Bildbearbeitung sitzt und alles irgendwie matschig ist ohne Kontur.
Im heutigen Beitrag will ich dir 3 Gründe zeigen, warum Bilder im Gegenlicht nicht gut funktionieren und auch wie du das verhindern kannst!
Lensflare – gewollt oder ungewollt?
Wenn du im Gegenlicht fotografierst und die Sonne direkt auf die Linse trifft, entstehen sogenannte Lensflares. Das sind Lichtreflektionen, die ganz unterschiedliche Artefakte auf deine Bilder zaubern. Manchmal sind diese Lensflares auch durchaus gewollt, sie können also ein Stilmittel sein.
Das Problem ist nur oft, dass wenn zu viel Sonnenlicht auf die Linse fällt, unser Model oft verschwommen oder auch matschig ist. Die Konturen fehlen – es ist keine Klarheit im Bild. Die Farben stimmen nicht mehr so ganz und die Bildbearbeitung ist oft sehr anstrengend. Egal an welchen Reglern man dreht, es sieht alles irgendwie zu überarbeitet aus.
Was kann man tun, um das zu vermeiden?
Versuche die Sonne hinter deinem Model oder Paar zu verstecken und dann ggf. nur ganz leicht am Rand aufblitzen zu lassen. Du wirst direkt merken, wenn du zu viel Sonne hast – dann kannst du nämlich selbst kaum mehr durch den Sucher gucken. So entsteht tatsächlich der gewollte Lichtkranz um die Personen, was richtig schön aussieht.
Sollte die Sonne zu hoch sein, sodass man sie nicht richtig verstecken kann, dann nutze ggf. deine Hand oder ein Stück Pappe, um das direkte Licht von der Linse abzuhalten! Manchmal reichen ein paar Zentimeter schon aus, sodass die Sonne nicht mehr direkt auf das Objektiv fällt.
Deine Position
Oft hat man das Problem, dass man einfach zu frontal zur Sonne steht und sie daher direkt auf die Linse knallen kann. Dann entstehen eben genau diese Probleme, die man eigentlich vermeiden will: Alles ist ausgewaschen, konturlos, unterbelichtet und es gibt zig Lensflares. Vielleicht steht die Sonne noch zu hoch, um sie hinter deinem Model zu verstecken – und es gibt auch keine Bäume, die das Licht ggf. filtern können.
Der Winkel macht’s
Manchmal ist es oft nur eine Frage des Blickwinkels. Bei extremer Sonne positionier dich so, dass sie im 45° oder ggf. sogar im 90° Winkel zu deinem Subjekt steht. So entgehst du einfach, dass zu viel Licht direkt frontal auf dein Objektiv fällt.
Strand als Reflektor nutzen
Hier habe ich mich und das Paar so platziert, dass die Sonne ca. im 45° Winkel links hinter dem Paar ist. Durch den hellen Sand wird genug Licht zurückreflektiert, um das Paar im Vordergrund wieder aufzuhellen
Stern-Effekt
Hier habe ich meine Blende sehr weit hochgestellt (f/11 oder höher) und genau abgepasst, wann das Sonnenlicht durch die Bäume scheint. So entsteht dieser Stern-Effekt. Wichtig dabei: Man muss ganz still stehen und nutzt am Besten ein Stativ.
So viel Sonne und doch zu dunkle Bilder
Eigentlich ist es ja ganz logisch: Wenn die Sonne HINTER deinem Model ist, ist das Model von VORNE natürlich unterbeleuchtet. Plötzlich ist der gesamte Hintergrund hell und überstrahlt, aber das eigentlich Motiv versackt im Schatten und ist dunkel.
Na klar, mit dem neuen Lightroom Update ist es jetzt ein Leichtes mithilfe von Masken den Hintergrund vom Vordergrund getrennt zu bearbeiten, aber ganz ehrlich? Warum soll ich mir hinterher so viel Arbeit machen, wenn ich es doch direkt vor Ort korrigieren kann?
Wie du eine gleichmäßige Belichtung schaffst
Ganz einfach: Nutze Reflektoren! Du kannst dabei unnatürliche Reflektoren nutzen: Das sind diese riesigen klapp- und faltbaren Kreise, die meistens 5 Seiten haben: Gold, Silber, Weiß, Schwarz und innen noch ein Diffusor.
Gold und Silber reflektieren das Licht sehr stark und geben diesem gleich noch eine warme oder kühle Lichtfarbe. Weiß reflektiert das Licht ebenso, aber weniger stark und eher neutral. Schwarz dunkelt ab, was in dem Falle natürlich sinnlos ist.
Mit dem Reflektor muss man oft auch aufpassen, denn gerade die folgende Seite ist ziemlich stark. Dein Model oder dein Paar sollte also unbedingt erst die Augen geschlossen halten und dann immer nur für kurze Momente die Augen öffnen – ansonsten herrscht Tränengefahr!
Und: Ein Reflektor ist oft nicht richtig oder einfach zu handeln, wenn man alleine bei einem Shoot ist. Oftmals braucht man da einfach einen Assistenten, damit das besser klappt.
Ich nutze in dem Falle gerne natürliche Reflektoren: Ich achte darauf, wie hell mein Untergrund ist und ob er großflächig genug ist, dass das Sonnenlicht dort wieder reflektiert werden kann und auf den Vordergrund zurückfällt. P.S. Es hilft hier auch oft selbst so helle Kleidung wie möglich zu tragen und als eigener Reflektor zu funktionieren! (Daher tragen Fotografen auch gerne Schwarz oder eben ganz helle Kleidung und niemals solche mit krassen Farben… den Fehler habe ich einmal gemacht und mein Pinkes T-Shirt konnte ich dann in jeder Augen-Reflexion wieder sehen…)
Dunst durch zu viel Sonne
Hier war stand ich etwas zu sehr Richtung Sonne gedreht. Diese wurde durch die Bäume zwar gefiltert, aber trotzdem ist das Bild leicht diesig, die Konturen sind nicht so klar.
Weniger Dunst, durch Ändern der Position
Hier stand ich mehr Richtung Chateau eingedreht – man sieht das auch ganz schön an der Richtung der Schatten auf dem Boden. Auch hier ist der Boden wieder hell genug, um das Licht perfekt zurück zu reflektieren!
Und jetzt: Setze alles zusammen!
Ich fotografiere bei Sonnenschein hauptsächlich im Gegenlicht und setze dabei alle meine Tipps zusammen:
- Sonne soweit wie möglich hinter meinem Paar für einen Lichtkranz verstecken
- Oder durch Bäume etc. filtern
- Oder falls das nicht möglich ist, mit der Hand meine Linse abschirmen
- Ich ändere meine Position, damit die Sonne eher im Winkel zu meinem Paar steht
- Ich achte darauf, dass mein Untergrund sehr hell ist und das Licht auch wieder zurückreflektieren kann
- Oder ich arbeite mit einem Reflektor
Und schon bekommt du Bilder im Gegenlicht, die dich nicht mehr frustrieren und bei denen die Bildbearbeitung nicht mehr Ewigkeiten dauert!
Ich habe dir hier noch einige Beispiele mitgebracht:
Leichte Wolken = leichter Lichtkranz
Die Sonne war nicht so stark und hinter Wolken versteckt, das hilft um beim Paar einen ganz leichten Lichtkranz zu schaffen
Bäume filtern das Sonnenlicht
Man sieht beim Schatten, dass ich sehr frontal zur Sonne stand. Hier half der Baum über dem Paar, das Licht zu filtern, sodass es nicht direkt auf meine Linse fällt. Auch hier ist der Boden sehr hell!
Schirme dein Objektiv ab
Die Sonne stand hier sehr hoch und lies sich nicht verstecken oder filtern. Man sieht am Schatten, dass ich nicht ganz frontal zu meinem Paar stehe. Der helle Untergrund hilft, die beiden von vorne aufzuhellen. Außerdem habe ich eine Schutzmatte aus meinem Kamerarucksack genutzt, um meine Linse noch weiter abzuschirmen. In der Bearbeitung musste ich teilweise das Bild noch zuschneiden bzw. die Ecke der Matte rausretuschieren.
Nutze deine Umgebung
Am Schatten sieht man, dass ich sehr frontal stehe und die Sonne ziemlich weit von oben auch kommt. Ich habe den einen Ast genutzt, um die Sonne hinter ihm etwas zu verstecken. Außerdem habe ich eine Schutzmatte aus meinem Kamerarucksack genutzt, um meine Linse abzuschirmen. Trotzdem sieht man hier mehr Dunst, was ich in dem Fall aber in Ordnung fand.
Ich hoffe dir gefallen die Beispiele und du konntest einiges lernen!